Literaturgeschichte
in Schlagworten
"Laß
dich deine Lektüren nicht beherrschen, sondern herrsche über
sie."
- G.C.
Lichtenberg -
Kachelbild
im Privatbesitz von Ulrich Koch
Warnung:
Bitte beachten Sie diese "Verpackungsbeilage" sowie die Hinweise
ihres Deutschdozenten bzw. -lehrers. Die folgende Schlagwortliste dient
lediglich als Erinnerungsanker und Kriterienkatalog für die eigenständige
Auseinandersetzung mit Literatur. Eine Nichtbeachtung dieser Hinweise
verleitet möglicherweise zu Etikettenschwindel und weiteren schädlichen
Nebenwirkungen.
Mittelalterliche
Literatur: 750-1500
Frühes
Mittelalter: 750-1170
Relikte
aus germanischer Zeit, Christianisierung, ostfränkisches
Reich, Karl der Große, Übergang
vom Althochdeutschen zum Mittelhochdeutschen, Stabreimdichtung, geistliche
und weltliche Literatur
"Merseburger
Zaubersprüche", "Hildebrandslied" (= einzige erhaltene
germanische Heldenlied in althochdeutscher Sprache) / "Wessobrunner
Gebet", "Heliand"
Hohes
Mittelalter: 1170-1270
Friedrich
Barbarossa, Stauferzeit, Blütezeit ritterlicher Dichtung, höfische
Gesellschaft, Minnediesnt und Minnesang, Hohe
(Unerreichbarkeit der geliebten und höher gestellten Herrin,
keine körperliche Erfüllung, Dienst dient der Veredelung
des Mannes, Liebeslohn höchstens ein Gruß, ein Lächeln)
und niedere Minne (erfüllte Liebe zwischen Ritter und Landmädchen
in idyllischer Umgebung, seelisches Empfinden),
strenge strophische
Gliederung, Endreim, Spruchdichtung als Kritik an Missständen
in der ritterlichen Gesellschaft, Versepos- bzw. Heldenepos, "aventiure",
ritterliche Taten, ritterliche Tugenden (Zucht, Ehre, Maße,
Hoher Mut, Stetigkeit, Tapferkeit, Treue, Mitleid, Keuschheit), höfisches
Ieal, aber auch Tragik, Rache, Macht, Geschichtspessimismus
Hartmann von Aue (ca. 1160-1210): "Armer Heinrich" (Verslegende)
/ Wolfram von Eschenbach (ca. 1170-1220): "Parzival" (Versepos)
/ Gottfried von Straßburg (bis 1210): "Tristan und Isolde"
(Versepos)/ Walther von der Vogelweide (ca. 1170-1230): Minnelyrik
und Spruchdichtung / unbekannter Verfasser: "Nibelungenlied"
(Heldenepos)
Spätes
Mittelalter: 1270-1500
Herrschaft der Habsburger, Kritik an der Lebensfremdheit des höfischen
Minnesangs, Verfall des Ritterstandes, Aufkommen neuer kreativer,
bürgerlicher Schichten, Erstarken der Städte, derb-volkstümliche
Dichtung und "geistliches Spiel", Mystik, Mysterienspiele,
Fronleichnamsspiele, Marienklage, Legendenspiele, Fastnachtspiele,
Volkspredigten
Neidhart von Reuental (ca. 1180 - ca. 1237): spöttisch-derbe
Lieder in ländlichem Milieu / Wernher der Gartenaere (um 1250):
"Meier Helmbrecht" = dörfisches Bauernepos / "Manessische
Liederhandschrift" (zwischen 1300 und 1340): mit Miniaturen illustrierte
kunstgewerbliche Minnelyrik / "Reynke de Vos" (1498): zeitkritisches
Tierepos / Oswald von Wolkenstein (1377-1445): emanzipatorische Lyrik
/ Meister Eckart (1295-1327): "Mystische Schriften" mit
der Zielsetzung, in der eigenen Individualität das "Fünklein
Gottes" zu entdecken
Renaissance
und Humanismus: 1470-1600
Eroberung Konstantinopels und daraus resultierende Flucht der Gelehrten,
Erfindung des Buchdrucks, Entdeckung Amerikas, Reformation (Wegbereiter:
Melanchthon, Ulrich von Hutten, Konrad Celtis und Erasmus von Rotterdam,
Martin Luther), Bauernkrieg, Religionsfriede, Frühkapitalismus,
Erstarken der Kaufleute und des Bürgertums, Aufbruchsstimmung,
Rückbesinnung auf die Antike und ihre Literatur,
Prägung der deutschen Sprache durch Luthers Bibelübersetzung
und Kirchenlieder, Sehnsucht kleinbürgerlich-handwerklicher Kreise
nach erhebender Kunst, Nürnberg als Zentrum des Meistersangs, Fastnachtspiel,
Narrenliteratur, didaktische und satirische Literatur
Johannes
von Saaz bzw. von Tepl (1350-1414): "Der Ackermann aus Böhmen"
/ Sebastian Brandt (1458-1521): "Das Narrenschiff" (1494)
/ Thomas Murner (1475-1537): "Von dem großen Lutherischen
Narren" / Martin Luther (1483-1546): "Lutherbibel", Kirchenlieder,
Fabeln / Hans Sachs (1494-1576): Fastnachtspiele / Volksbuch: (1515):
"Till Eulenspiegel" / 1515: "Epistolae obscurorum virorum":
satirische Abrechnung dieser "Dunkelmännerbriefe" mit
Gegnern der Humanisten / Volksbuch (1587): "Historia von D. Johann
Fausten" / Volksbuch (1597): "Die Schildbürger"
(ursprünglich "Das Lalebuch")
Barock:
1600-1720
Glaubensspaltung,
katholische Gegenreformation, Dreißigjähriger Krieg (1618-1648),
neues Weltbild durch naturwissenschaftliche Entdeckungen Keplers und
Galileis, Hexenverfolgungen, fürstlicher Absolutismus, glanzvoller
Hof als Zentrum des kulturellen Lebens, prachtvolle Schlösser und
Kirchen, türkische Belagerung Wiens, Sprechkultur der "elegantia"
als Gegenentwurf zur Vergänglichkeit und Bedrohung, zunehmende
Bedeutung der Stadt für das literarische Leben, zwiespältiges
Lebensgefühl,
ausgedrückt mit dem portugiesischen Wort "barocco" für
"unregelmäßige Perle", die die gefährdete
Harmonie versinnbildlicht, beherrschendner Vergänglichkeitsgedanke
("vanitas"), Lebenslust gegenüber Diesseitsflucht ins
Religiöse, Lebensgier gegenüber Todessehnsucht, Reinigung
der deutschen Sprache von lateinischen und mittelalterlichen Einflüssen,
Sprachgesellschaften ("Fruchtbringende Gesellschaft" bzw.
"Palmenorden"), Wanderbühnen, Aufkommen von Zeitungen,
Schelmenroman, Sonett, Jesuitendrama, Märtyrerdrama, Geschichtsdrama,
Vorliebe bildhafter Stilmittel wie Metapher, Allegorie und Emblem
Autoren
aus Dominikaner-Orden (1487): "Hexenhammer" = folgenschwere
Anweisung zur Führung von Hexenprozessen / Friedrich Spee von Langenfeld
(1591-1635): "Trutz-Nachtigall" geistliche Lyrik aus dem katholischen
Lager / Martin Opitz (1597-1639): dichtungstheoretisches "Buch
von der deutschen Poeterey", Gedichte / Paul Gerhardt (1607-76):
"O Haupt voll Blut und Wunden" und andere Gesangbuchlieder
aus dem protestantischen Lager / Paul Fleming (1609-1640): Lyrik / Andreas
Gryphius (1616-1664): Gedichte u.a / Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
(1622-1776): "Simplicissimus" = ein drastisch anklagender
Kriegsroman in der Tradition des spanischen Schelmenromans / anonyme
Veröffentlichung des Jesuiten Friedrich Spee (1631): "Cautio
criminalis" als Schrift gegen den Hexenwahn / Daniel Caspar von
Lohenstein (1635-1683): machtkritisches Geschichtsdrama "Agrippina"
Aufklärung:
1720-1785
wirtschaftliches
Erstarken, Manufakturen, Teilhabe des Bürgertums am wirtschaftlichen
Wohlstand und daraus resultierendes Selbstbewusstsein gegenüber
dem Adel trotz politischer Bevormundung, Erfolg des Bürgers durch
persönlichen Einsatz im Dienste des Allgemeinwohls, moralischer
Anspruch des Bürgers an sich selbst und an den Hof, Betonung
der Vernunft ("ratio"), auch im Glauben, Ablehnung aller Bevormundung,
Befreiung von der "selbst verschuldeten Unmündigkeit",
dem "Unvermögen, sich seines Verstandes ohne die Leitung eines
anderen zu bedienen" (Kant), Rückkehr zur Natur, Toleranz
und Humanität, zunehmender Einfluss von Philosophen (Descartes,
Locke, Leibniz, Kant) und Naturwissenschaftlern, Nationaltheater
statt Hof- und Wandertheater, Bürgerliches Trauerspiel, bei dem
die Standesunterschiede zwischen Bürgertum und Adel den tragischen
Ausgang herbeiführen, verstandesbetonte, lehrhafte Dichtung zur
Besserung von Moral und Sitten, Klarheit der Strukturen, Regelhaftigkeit,
Einhaltung der drei Einheiten nach Aristoteles (Ort, Zeit, Handlung),
Aphorismen, Fabeln und Satiren, "moralische Wochenschriften",
im Laufe der Epoche Abwendung von der französischen Klassik und
Annäherung an die englischsprachige Literatur, aber auch spielerischer,
artifizieller Genuss des Erreichten im Rokoko, einer Form gesteigerten
Barocks, sinnenfrohe, leichte, den Augenblick feiernde Lyrik der Anakreontik
Johann
Christoph Gottsched (1700-1766): "Versuch einer Critischen Dichtkunst
vor die Teutschen" = dogmatisches Programm einer "vernünftigen"
Literatur, die barocken Schwulst durch einen klaren Stil ersetzt und
moralischen Nutzen verspricht, Forderung der Einhaltung der drei Einheiten,
Orientierung an französischer Klassik, Dramen u.a. / Friedrich
von Hagedorn (1708-1754): anakreontische Lyrik / Christian Fürchtegott
Gellert: (1715-1769): Fabeln u.a. / Johann Wilhelm Gleim (1719-1803:
"Versuch in scherzhaften Liedern", Fabeln / Magnus Gottfried
Lichtwer (1719-1783): Fabeln / Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781):
dichtungstheoretische Texte ("Briefe die neueste Literatur betreffend",
"Hamburgische Dramaturgie"), Dramen: "Minna von Barnhelm,
"Emilia Galotti", "Nathan der Weise" / Martin Christoph
Wieland (1773-1813): "Die Geschichte des Agathon" (Roman)
/ Georg Christoph Lichtenberg 1742-1799): Aphorismen
Sturm
und Drang: 1770-1785
Empfindsamkeit
und Pietismus zwischen Aufklärung und Sturm und Drang, Rückbesinnung
auf die Volkskunst und ihre natürliche ungekünstelte Sprache,
Natürlichkeit der Dichtung statt starrer Regelhaftigkeit, Verehrung
Shakespeares, Geniekult, kämpferisches Eintreten für Freiheit,
Ablehnung politischer, weltanschaulicher sowie religiöser Dogmen,
Kritikfreudigkeit, Hervorhebung des Individuums, Zurückweisung
des Rein-Rationalen, Entdeckung der Seele, des Subjektiven, des Gefühls,
schwärmerische Idealisierung der Natur, Erlebnis- und Gefühlsdichtung,
Anwachsen der Leserschaft
Johann
Georg Hamann (1730-1788) / Johann
Gottfried Herder (1744-1803) / Gottfried August Bürger (1747-1794):
Kunstballaden u.a. / Johann Wolfgang Goethe (1749-1832): Sesenheimer
Lyrik, Hymnen, Festrede "Zum Shakespeare-Tag", "Die Leiden
des jungen Werther" (Briefroman), "Götz von Berlichingen"
(Drama), "Clavigo" (Drama) / Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792):
"Der Hofmeister" (Drama) / Friedrich Schiller (1759-1805):
Dramen: "Die Räuber", "Kabale und Liebe"
Weimarer
Klassik: 1786-1805
aufgeklärter
Absolutismus, Nachwirkungen der Französischen Revolution, Weimar
als Zentrum der Literatur, Idealismus, Humanität, Antike als Maßstab,
Griechenland als Vorbild, Reinheit, Wahrheit, das Gute, Harmonie und
Ausgewogenheit, Einheit von Körper, Geist und Seele, Würde
des Menschen, innere und äußere Freiheit, Sittlichkeit als
Maßstab des Handelns und der Konfliktbewältigung, das Erhabene,
Toleranz, Ausgleich, Bejahung der Ordnung, harmonische Verbindung von
Aussage bzw. Gehalt und Form, Balladenjahr, Ideendramen
Johann
Wolfgang von Goethe (1749-1832): Italienische Reise (1786/87), Dramen:
"Iphigenie auf Tauris", "Torquato Tasso", "Faust"
/ Friedrich Schiller (1759-1805): Dramen: "Don Carlos", "Wallenstein",
"Maria Stuart", "Wilhelm Tell", theoretische Schriften:
"Über Anmut und Würde", "Vom Erhabenen",
"Über naive und sentimentalische Dichtung"
Autoren
zwischen Klassik und Romantik:
Heinrich von Kleist (1777-1811): "Prinz Friedrich von Homburg"
(Drama) , "Kätchen von Heilbronn" (Drama), "Der
zerbrochene Krug" (Drama), Erzählungen u.a. / Friedrich Hölderlin
(1770-1843): "Hyperion" (Briefroman), Gedichte / Jean Paul
(1763-1825): "Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria
Wuz in Auenthal" (Erzählung), Romane
Romantik:
1805-1830
Mitteleuropa
unter französischer Herrschaft Napoleons, nationale und liberale
Befreiungsbewegungen, Restauration nach Wiener Kongress, Deutscher Bund,
Einflüsse der Philosophen Fichte, Schleiermacher und Schelling,
Streben nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, Ablehnung
des Gesetzlichen, Hervorhebung der Individualität, des Gefühls,
der Tiefe der Seele bis hin zum Phantastischen und Abgründigen,
"blaue Blume", Überwindung des aufklärerischen Rationalismus,
Rückbesinnung auf idealisiertes Mittelalter, Schaffung einer neuen
"Volksdichtung", schöpferische Sprache, Mischung der
literarischen Gattungen, Verschmelzung von Kunst, Religion und Wissenschaft
zu einer Universalpoesie, Übersetzung bedeutender Werke der Weltliteratur
ins Deutsche
Novalis
(1772-1801): "Hymnen an die Nacht" (Lyrik), "Heinrich
von Ofterdingen" (Romanfragment) / Ludwig Tieck (1773-1853): "Der
blonde Eckbert" (Kunstmärchen", "Der gestiefelte
Kater" (Kunstmärchen) / Clemens Brentano (1778-1842): "Geschichte
vom braven Kasperl und dem schönen Annerl" (Novelle) , Gedichte
/ Joseph von Eichendorff (1778-1857): "Aus dem Leben eines Taugenichts"
(Novelle), Gedichte / Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776-1822): "Kater
Murr" (Roman), Das Fräulein von Scuderi" (Novelle) ,
"Der goldene Topf" (Märchen) / Adelbert von Chamisso
(1781-1838): "Peter Schlemihls wundersame Geschichte" (Novelle)
Biedermeier:
1820-1850
politische Machtlosigkeit der Bürger nach Wiener
Kongress, Zensur, Rückzug ins Private, Resignation, Schutzsuche
in der Ruhe, Ordnung, Bescheidenheit, Unscheinbarkeit, Abwendung vom
Dämonischen hin zu realistischer Weltsicht und -darstellung, Bevorzugung
kleiner literarischer Formen wie Lyrik und Novelle
Franz
Grillparzer (1791-1872): Dramen, "Der arme Spielmann" (Novelle)
/ Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848): "Die Judenbuche"
(Novelle), Lyrik / Jeremias Gotthelf (1797-1854): "Die schwarze
Spinne" (Erzählung) / Eduard Mörike (1804-1875): "Mozart
auf der Reise nach Prag" (Novelle), Lyrik/ Adalbert Stifter (1805-1868):
"Nachsommer" (Roman) / "Brigitta" (Novelle)
Vormärz
und Junges Deutschland: 1830-1850
vom
Hambacher Fest 1832 zur Märzrevolution 1848, Streben nach deutscher
Einheit, Wunsch nach liberaler Verfassung, Freiheit des Denkens und
Publizierens, Abschaffung der Zensur, erstarkender Journalismus, Kampf
gegen Absolutismus und Starrheit von Kirche und Idealismus, Individualismus,
Politisierung der Kunst, Anprangerung sozialer Not, realistischer Stil
ohne jegliche Beschönigung, bissig-satirischer Ton, Reisebriefe
Heinrich
Heine (1797-1856): Lyrik u.a. / Georg Büchner (1813-1837): "Der
hessische Landbote", Dramen: Leonce und Lena", "Dantons
Tod", "Woyzeck", "Lenz" (Erzählung)/ Ludwig
Börne / Karl Gutzkow /Ferdinand Freiligrath / Georg Herwegh
Poetischer
Realismus: 1850-1890
auch
"Bürgerlicher Realismus", gewaltiger naturwissenschaftlicher
und technischer Fortschritt, Gründerzeit, Optimismus, Imperialismus,
Kolonialismus, bürgerliche Themen ohne aggressiv-politische Stoßrichtung,
wirklichkeitsgenaue und zugleich poetisch-symbolische oder humorvolle
Überhöhung der Realität, Objektivität, Distanz,
historische Stoffe, der Mensch im Alltag und in seinem gesellschaftlichen
Rahmen, Blütezeit der Epik
Friedrich
Hebbel (1813-1863): "Maria Magdalena", "Agnes Bernauer"
/ Theodor Storm (1817-1888): Novellen: "Immensee", "Pole
Poppenspäler", "Der Schimmelreiter", Lyrik / Theodor
Fontane (1819-1898): Romane: "Irrungen Wirrungen", "Effi
Briest", "Unterm Birnbaum" (Erzählung), Balladen
u.a. / Gottfried Keller (1819-1890): "Der grüne Heinrich"
(Roman), "Die Leute von Seldwyla" (Erzählungen) / Conrad
Ferdinand Meyer (1825-1898): Gedichte und Novellen / Wilhelm Raabe (1831-1910):
Romane, z.B. "Stopfkuchen"
Naturalismus:
1880-1900
Zuspitzung
der negativen Begleiterscheinungen der technischen, industriellen und
politischen Entwicklung, Einflüsse Feuerbachs, Darwins und Marx',
Wissenschaftsglaube, Landflucht und Verstädterung, soziales Elend
der zunehmenden Massen, ungeschminkte Wiedergabe der Natur ohne jegliche
poetische Verklärung, Darstellung der sozialen, psychologischen
und biologischen Lebensbedingungen, Thematisierung der Unterschicht,
der Verelendung im Industriezeitalter, des ausgebeuteten Proletariers,
des Alkoholismus, des tyrannischen Vaters, Arno Holz' Postulat: Kunst
= Natur minus x , der Autor als wissenschaftlich vorgehender Textersteller,
Verzicht auf verfeinerte Bühnensprache, Aufnahme des Dialekts in
die Dichtung, ausführliche Regieanweisungen, Sekundenstil
Johannes
Schlaf (1862-1941): Dramen / Arno Holz (1863-1929): "Papa Hamlet"
/ Gerhart Hauptmann (1862-1946): Dramen: "Die Weber", "Vor
Sonnenaufgang", "Der Biberpelz", "Bahnwärter
Thiel" (Novelle)
Impressionismus
und Symbolismus: 1890-1920
Gegenströmungen
zum Naturalismus, subjektive Wahrnehmung, Verinnerlichung statt moderner
Entfremdung, Festhalten des Augenblicks, Stimmungseindrücke, verborgene
Regungen der Seele, Bevorzugung der Lyrik, darin stilisierte Natur,
Verschmelzung von Außen- und Innenwelt, Garten- und Parkmotive,
Gegenwart im Fluidum der Ewigkeit, "Dinggedichte", große
Symbolkraft, erlesene Sprachbilder, Vielfalt der sprachlichen Mittel
(z.B. Lautmalerei und Synästhesie), Dekadenz im Bewusstsein des
Niedergangs der Kultur, extravaganter Lebensstil, Endzeitstimmung ("Fin
de siecle"), Jugendstil, Ausblendung der Politik, der brennenden
sozialen Probleme und der aktuellen Tagesereignisse
Arthur
Schnitzler (1862-1931): Dramen: "Anatol", "Liebelei",
"Reigen", "Leutnant Gustl (Erzählung) / Stefan George
(1868-1933): Lyrik / Hugo von Hofmannsthal (1874-1929): "Jedermann",
"Der Schwierige", "Reitergeschichte" (Erzählung),
"Brief des Lord Chandos" (fiktiver Brief), Lyrik / Rainer
Maria Rilke (1875-1926), Lyrik: "Duineser Elegien", "Sonette
an Orpheus"
weitere
Gegenströmungen und Mischformen:
Frank Wedekind (1864-1918): "Frühlingserwachen" (Drama)
/ Christian Morgenstern (1871-1914): groteske Gedichte / Hermann Hesse
(1877-1962): "Siddartha", "Der Steppenwolf" (Romane)
Expressionismus:
1910-1925
ausgehendes
Kaiserreich und Erster Weltkrieg, Ausläufer bis in die Weimarer
Zeit, Ablehnung des Impressionismus als Sprachspielerei, stattdessen
in Anlehnung an expressionistische Maler wie van Gogh oder Munch Forderung
nach einer neuen Ausdruckskunst, die die Erschaffung eines neuen Menschen
und damit den Aufbruch in ein neues Zeitalter ermögliche, Missverständnis
des Ersten Weltkrieges als "reinigendes Gewitter", um Missstände
zu überwinden, Kritik an heruntergekommener bürgerlicher Gesellschaft,
(bürgerlicher) Generationskonflikt, die Stadt, die Technik, der
Krieg, der "neue Mensch" als Themen, Suche nach dem Sinn des
Lebens, Ziel nicht nicht Abbildung der äußeren Natur, sondern
Schaffung einer eigenen neuen Wirklichkeit, Veränderung und Zertrümmerung
sprachlicher Strukturen, kühne Sprachbilder, virtuoser Einsatz
sprachlicher Mittel (z.B. Farbsymbolik, Metaphern und Chiffren, Häufungen,
Aufbrechen der Syntax, raffiniertes Auflösen geschlossener Formen,
Montage, Stilvielfalt), Herausschleudern aufgestauter Emotionen, seelischer
Erlebnisse und Visionen, Aufspaltung in eine optimistisch, messianische,
den "neuen Menschen" erwartende, und in eine pessimistische,
apokalyptische Strömung, die von nostalgischer, traurig-schöner
Melancholie bis hin zu übersteigerten Schreckensbildern reicht
mit medizinisch-pathologischen Widerwärtigkeiten, Stadt- und Kriegswüsten
und einer schicksalhaften, trostlosen, dem Verfall preisgegebenTodesgewissheit
Else
Lasker-Schüler (1869-1945): Lyrik / Alfred Döblin (1878-1957):
"Berlin Alexanderplatz" / Georg Kaiser (1878-1945): "Die
Bürger von Calais" / Franz Kafka (1883-1924): "Das Urteil",
"Die Verwandlung", "Der Prozeß", parabolische
Texte / Gottfried Benn (1886-1956): Lyrik / Georg Heym (1887-1912):
Lyrik, z.B. "Der Krieg", "Der Gott der Stadt"/ Georg
Trakl (1887-1914): Lyrik
Weimarer
Republik: 1919-1932
Aufbauversuch
einer Demokratie unter schwersten Bedingungen nach dem verlorenen Krieg,
antidemokratische Tendenzen bis zur extremen Radikalisierung zwischen
revolutionärem Marxismus, patriotischem Militarismus und aggressivem
Nationalsozialismus, bürgerkriegsähnliche Verhältnisse,
Putschversuche, Inflation, Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, aber
auch kulturelle Blütezeit der "goldenen Zwanziger", Vielfalt
der Stile: Agitprop, Dadaismus, Futurismus, Neue Sachlichkeit, Dokumentation,
Reportage, episches Theater
Heinrich
Mann (1871-1950): "Professor Unrat", "Der Untertan"
/ Tomas Mann (1875-1955): "Mario und der Zauberer", "Der
Tod in Venedig", "Der Zauberberg" / Alfred Döblin
(1878-1957): "Berlin Alexanderplatz" / Robert Musil (1880-1942):
"Der Mann ohne Eigenschaften" / Joseph Roth (1884-1939): "Radetzkymarsch"
/ Erich Maria Remarque (1898-1970): "Im Westen nichts Neues"
(Roman) / Kurt Tucholsky (1890-1935): satirische Lyrik, "Schloß
Gripsholm" /
Carl Zuckmayer (1896-1977): "Der Hauptmann von Köpenick"
/ Bertolt Brecht (1898-1956): Episches Drama, "Mutter Courage und
ihre Kinder", "Leben des Galilei", "Der kaukasische
Kreidekreis", Lyrik, dichtungstheoretische Schriften / Ödön
von Horvarth (1901-1938): "Geschichten aus dem Wienerwald
Drittes
Reich und Exil: 1933-1945
Bücherverbrennung,
Berufsverbote, vor allem für jüdische Autoren, sog. entartete
Kunst, Blut- und Bodenliteratur, innere Emigration, Volksfront, Exilliteratur
Innere
Emigration: Werner Bergengruen / Erich Kästner / Gottfried Benn
Exil: Bertolt Brecht: "Furcht und Elend des Dritten Reiches",
"Kalendergeschichten", "Geschichten von Herrn Keuner"/
Alfred Döblin / Lion Feuchtwanger: "Exil" / Egon Erwin
Kisch / Heinrich Mann / Thomas Mann / Else Lasker-Schüler / Walter
Mehring / Joseph Roth / Anna Seghers: "Das siebte Kreuz" /Ernst
Toller / Arnold Zweig / Stefan Zweig: "Schachnovelle"
Nachkriegsliteratur:
ab 1945
1945-1950:
Kahlschlag und Inventur / 1951-1960: zwei deutsche Literaturen / 1961-1970:
Auf dem Weg zur Revolte / 1971-1980: Neue Subjektivität / 1981-1990:
"Gegengeschichten" / ab 1991 jüngste Literatur
Bundesrepublikanische
Literatur: Trümmerliteratur, "Gruppe 47", dokumentarisches
Theater, "Gruppe 61", Absurdes Theater u.a.
Alfred
Andersch: "Sansibar oder der letzte Grund" / Heinrich
Böll: "Das Brot der frühen Jahre", "Ansichten
eines Clowns", "Die verlorene Ehre der Katharina Blum"
/ Wolfgang
Borchert: "Draußen vor der Tür" / Günter Grass:
"Die Blechtrommel" / Uwe Johnson: "Mumaßungen über
Jakob" / Wolfgang Koeppen: "Tauben im Gras" / Siegfried
Lenz: "Deutschstunde" / Patrick Süskind: "Das Parfüm"
/ Peter Weiss: "Die Ermittlung" / Martin Walser: "Ein
fliehendes Pferd" / Gabriele Wohmann /Carl Zuckmayer: "Des
Teufels General"
DDR-Literatur:
"Berliner Ensemble", Ankunftsliteratur, Bitterfelder Weg,
Produktionsliteratur, sozialistischer Realismus,
Jurek
Becker: "Jakob der Lügner" / Bertolt
Brecht: /
Christoph Hein "Drachenblut" /
Stefan Heym: "Fünf Tage im Juni" / Sarah
Kirsch: "Rückenwind" / Reiner Kunze: "Die wunderbaren
Jahre" / Heinar Müller: "Der
Lohndrücker" / Ulrich
Plenzdorf: "Die neuen Leiden des jungen W."
/ Christa Wolf: "Der geteilte Himmel", "Störfall"
Schweizerische
Literatur:
Friedrich
Dürrenmatt: "Die Physiker", "Der Besuch der alten
Dame" / Max Frisch: "Andorra",
"Homo Faber"
Österreichische
Literatur:
Thomas
Bernhard "Der Weltverbesserer" / Peter Handke "Publikumsbeschimpfung"
/ Erich Fried: Lyrik / Erich Hackl: "Sidonie"
und
viele, viele andere mehr ...
Ulrich
Koch Unterrichtshomepage für Deutsch und Englisch am FLG Bamberg